Die mallorquinische Küche vereint mehrere kulinarische Richtungen. Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint: Mallorcas Küche ist nicht identisch mit der spanischen. Wohl haben Paella und Gazpacho, Riojaweine und Sangria längst auch die Gaumen der Insulaner erobert, und selbstverständlich wird auch auf den Balearen mit Olivenöl gekocht.
Doch obwohl das Gros der Hotelküchen, der cafeterías und der Restaurants mehr Internationales als Regionales anbietet, gibt es eine eigenständige cuina mallorquina, die jedoch immer fremden Einflüssen ausgesetzt war und ist. Waren es einst Römer und Araber, so sind es heute eben die Nordländer, die zu Veränderungen von Rezepten und Essgewohnheiten beitragen.
Auf jeden Fall wird man der Inselküche nicht gerecht, wenn man sie – wie häufig zu hören und zu lesen ist – mit Attributen wie simpel und deftig abtut. Mallorquinisch kochen heisst auf frische Zutaten zurückgreifen und besondere Sorgfalt auf ihre Zubereitung legen. Mit Zackzack kommt man ihr nicht bei, schon gar nicht mit Büchsen und Tiefgefrorenem. Das 1000-Betten-Hotel mit All-inclusive-Angebot und Schichtessen im riesigen Speisesaal kann der Inselküche nicht einmal annähernd gerecht werden.
Ein anderer, scharfer Konkurrent ist der Grill. Sein Siegeszug durch die Insellokale scheint unaufhaltsam, denn nicht nur Fremde, sondern auch Einheimische lieben zunehmend Fleisch und Fisch à la planxa/plancha.
Wo sich verstärkt Prominenz, Schickeria und geltungsbedürftige Neureiche niederlassen, dürfen namhafte Meisterköche nicht fehlen. Ein halbes Dutzend klingender Namen wie Joseph Sauerschell (Es Racó des Teix), Koldo Royo (Palma) und Gerhard Schwaiger (Tristan, Port de Portals) stehen für eine internationale Haute Cuisine. Ihre Kreationen können wohl mediterran genannt werden, mallorquinisch jedoch kaum. Zudem geht ein Besuch in diesen zum Teil mit Michelinsternen ausgezeichneten Etablissements naturgemäss tüchtig ins Geld. Aber bei der kolossalen Menge von 2600 cafeterías und 2800 Restaurants kommen auch normal verdienende Feriengäste zu einem leckeren Essen.
Essgewohnheiten
Der Einfluss der Inselgäste hat auf die Essenszeiten der Einheimischen abgefärbt; früher als in anderen spanischen Regionen, nämlich mittags schon ab 13 Uhr, abends ab 20 Uhr, geht man essen, vor allem in kleineren Städten und im Winter.
Getränke
Selbstverständlich ist Mallorca als spanische Region ein Weinland, wenngleich das Bier (cerveza) immer beliebter wird. In den letzten Jahren konnten Mallorcaweine ihren guten Ruf zurückgewinnen, den sie über Jahrhunderte hatten, bevor ihn die Reblausplage am Ende des 19. Jhs. ruinierte. Die meisten mallorquinischen Rotweine werden aus der Manto-Negro-Traube gekeltert. Das Gütesiegel für kontrollierte Herkunftsbezeichnung Denominació d’Origen tragen die Weine aus der Region Binissalem und dem Llevant. Weinkenner schätzen Tropfen aus den Bodegas Franja Roja der Brüder Ferrer in Binissalem, den Bodegas Jaume Mesquida in Porreres, den Bodegues Miquel Oliver in Petra, von Vins Miguel Gelabert in Manacor und Macía Batle aus Santa Maria. Mallorquiner trinken Wein in Massen zum Mittag- und zum Abendessen, dazu steht meistens eine Flasche Wasser (aigo/agua) mit (amb/con) oder ohne (sense/sin) Kohlensäure (gas) auf dem Tisch. Erfrischendes Getränk in den Sommermonaten ist die horchata d’Ametla (Mandelmilch). Einheimische trinken zum Frühstück einen café con leche (Milchkaffee), nach dem Essen einen café (Espresso) oder einen cortado (Espresso mit Milch). Der Sekt firmiert als cava. Liköre bestellt man als chupito. Salut!
Bars, Cafeterías, Restaurants
Sowohl in cafeterías wie in Restaurants werden fast immer unverlangt Brot und Oliven auf den Tisch gestellt. Sie tauchen – wie auch das cubierto, Besteck – später meist auf der Rechnung auf, pro Person mit 50 Cent bis 1,50 Euro. Zumeist kommt dann noch die IVA (Mehrwertsteuer) mit 7 Prozent dazu. In guten Restaurants sollten Sie vorher einen Tisch reservieren und beim Betreten des Speisesaals warten, bis der Maître oder der Kellner Ihnen einen Tisch zuweist. Die Rechnung kommt meistens auf einem Teller, auf dem Sie später das Trinkgeld liegen lassen.